Ich befinde mich nun im 4. Semester des Maschinenbau Studiums an der RWTH Aachen. In der Zeit habe ich mich häufig gefragt, ob ich meine Zeit sinnvoll und effizient nutze.
Motiviert ist diese Fragestellung durch chronischen Zeitmangel, den man als Student durch das Studium, den Nebenjob, den vielen Hobbys und das Pflegen sozialer Kontakte hat.
Im folgenden möchte ich nun einige Zeilen über meine Erfahrungen und Erkenntnisse über das effiziente Lernen schreiben. Viele interessante Konzepte sind aus dieser Vorlesung von Marty Lobdell – „Study Less Study Smart“ gezogen.
1. Pausen einlegen
Der durchschnittliche Erstsemestler bzw. Studienanfänger/in kann sich 25min konzentrieren, bevor ihm die Konzentration entgleist und die Effizienz merklich sinkt. Effizienz heißt im Allgemeinen Nutzen pro Aufwand.
Wie nun kann man diesen Konzentrationseinbruch verhindern? Rechtzeitige Pausen!
Am besten, wenn man eine oder zwei Aufgaben gelöst hat, einfach 5min Pause einlegen. Kurz mit dem Lernpartner rede, mit dem Smartphone kurz dem Lernstoff entfliehen, Kaffee oder Wasser trinken oder auf Toilette gehen.
Danach gehts mit guter Konzentration weiter. Dieses Prozedere kann man häufig wiederholen. Manchmal empfiehlt es sich auch eine längere Pause zu machen.
2. Wo sollte ich studieren?
Diese Frage ist sehr entscheidend. So wie das Schlafzimmer die primäre Funktion „schlafen“ hat oder in der Küche das Essen zubereitet wird, so muss es auch einen Raum oder Platz für das Lernen geben. Empirisch ist eine stille Bibliothek optimal, in der geringe Ablekungen und hohe Konzentration vorherrschen.
Ein Lernen im Schlafzimmer verleitet in späten Stunden oder müden Tagen dazu, zu schlafen oder sich mit sonstigen Dingen zu beschäftigen. Im Esszimmer/Küche wird man eher zum Yoghurt oder den Chips greifen.
3. Nicht genug Zeit?
Wir alle haben 24h pro Tag, 168h pro Woche. Wie man diese nutzt hat man größtenteils selbst in der Hand.
Häufig gibt es „Totzeiten“ wie z.B. Zugfahren, warten auf den Bus, „Chillen“ und sogar essen, die man nutzen kann, um seine Lernzeiten zu erweitern.
Persönlich hilft es mir immer sehr das Lernen, besonders in den Klausurenphasen, als „Job“ zu sehen. Man plant seinen Lern-Tag auf eine viertel Stunde präzise durch und verliert sich dadurch nicht in Details, sondern gewinnt Überblick über das zu Lernende. Das erreichen dieser gesetzten Zeit-Ziele bringt Zuversicht und macht Freude. Dabei kann man täglich seine „Berechnungsfehler“ bei der Planung neu korrigieren und den eigenen Zeitaufwand bewerten.
4. Anfangen!
Frühzeitig planen und ohne große Umwege beginnen zu lernen. Ich erwische mich häufig dabei, fleißig die Vorlesung zu besuchen, aber die Übungsaufgaben nicht zu rechnen. Das in der Vorlesung gehörte ist am Ende des semesters nichts weiter als eine bloße Erinnerung und ist nicht in „Fleisch und Blut“ übergegangen.
Deshalb: Wenn du’s nicht kapierst, geh‘ Heim und probier’s!
5. Schlafen
Wer viel lernt braucht viel Schlaf, um das Gelernte in das Langzeit-Gedächtnis zu transferieren. Empfehlenswert sind ca. 8h.
6. Wer schreibt, der bleibt
Es ist essentiell, während der Vorlesung Notizen zu machen. Seinen es zusätzliche Erklärungen und Hinweise in ein Skript oder ganzheitliche Notizen, die Transferleistung trägt stark dazu bei, die Konzepte in das permanente Gedächtnis zu speichern.
Sehr empfehlenswert ist außerdem kurz nach der Vorlesung oder dem Vortrag in die eignen Notizen zu schauen und gedanklich die gesamten Inhalte noch einmal durch zu gehen. Dabei bekommt der Stoff noch einmal Tiefe und Unklarheiten werden deutlich.
7. Was lerne ich?
Es gibt einen signifikanten Unterschied in der Lernstrategie, der sich danach richtet, was man lernen muss und will.
Fakten. Fakten lernt man am besten mit Gedächtnisstützen. Davon gibt es drei Arten:
- Akronyme (Abkürzungen) – z.B. NATO, BAföG
- Sprichwörter – z.B. „wer nämlich mit h schreibt ist dämlich“
- Zusammenhängende Bilder
Konzepte. Konzepte oder Methoden sind vielfältig und können nur dann dauerhaft im Gedächtnis bleiben, wenn man ihre Bedeutung und Funktionsweise versteht.
8. Wie lerne ich?
Lernen ist immer ein Prozess, in dem Neues mit bereits Bekanntem verknüpft wird. Man könnte zum Beispiel die Bedeutung des Mondes nicht verstehen, wenn man keine Ahnung von Planeten und Gravitation hat. Oder ein Theaterstück nachempfinden, wenn man die Emotionen der entsprechenden Personen nicht selbst bereits erlebt hat.
Daher ist auch die Einordnung des jeweiligen Lernstoffs in das „mentale Bücherregal“ sehr wichtig. Man sollte stets Überbegriffe bzw. das Thema des Gelernten beschreiben und einordnen können, um einen „Speicherplatz“ zu definieren.
9. Zusammen lernen
Mit anderen zusammen zu lernen kann deutlich mehr Freude und Erfolg versprechen, als das Lernen alleine.
Zum einen hat man Menschen, die ähnliche Probleme haben, um sich. Diese können Helfen und haben häufig bessere bzw. realitätsnähere Erklärungen für den unverständlichen Stoff. Außerdem stärkt Lernen im Rudel den Wettbewerb und lässt ebenfalls eine „Lernatmosphäre“ entstehen, in der es einem leichter fällt, weiter zu machen.
Besonders vorteilhaft ist, das Erlernte einem Kommilitonen bzw. Lernpartner zu erklären. Denn erst, wenn man den Stoff in seinen eigenen Worten überzeugt vermitteln kann, dann hat man ihn verstanden.
Manchmal kann aber auch ein Lernen alleine deutlich effizienter sein – gerade wenn die Lerngruppe bremst oder unzuverlässig ist.
10. Smartphone lautlos! – Kommunikationskanäle schließen
Smartphone oder Tablet lautlos einstellen und den Laptop zuklappen sind nötige Schritte, um Ablenkungen möglichst gering zu halten. Türe schließen und Schreibtisch aufräumen, sofern man zu Hause lernt.
Hier das Video zu der oben genannten Vorlesung von Marty Lobdell – „Study Less Study Smart“.